Vitamine
von Marion Reich
Meerschweinchen
sind nicht in der Lage, Vitamin C selbst herzustellen - eine
Eigenschaft, die der Mensch mit den Meerschweinchen teilt. Vitamin
C (Ascorbinsäure) muss daher mit der Nahrung aufgenommen werden.
Ein guter Vitamin C-Spender ist frisches Saftfutter, zB Petersilie
oder grüner Paprika, im Sommer auch Löwenzahn, Breit-
und Spitzwegerich etc.
Alternativ
bzw. ergänzend kann Ascorbinsäure auch dem Trinkwasser
zugesetzt werden. Man muss dabei nur beachten, dass sich Ascorbinsäure
an der Luft schnell zersetzt, sodass der Gehalt an Vitamin C im
Trinkwasser rasch nach der Bereitung deutlich abnimmt.
Leidet ein Meerschweinchen an Vitamin C-Mangel, ist es anfälliger
für Infektionskrankheiten, es kann unter anderem zu Zahnfleischblutungen
und Lippengrind kommen (der allerdings multifaktoriell ausgelöst
sein dürfte: Mangel an Vitamin C, Vitamin A und/oder essentiellen
Fettsäuren) sowie zu Lähmungserscheinungen. Bei Verdacht
auf Vitamin C-Mangel kann der Tierarzt auch ein Vitamin C-Präparat
verschreiben, das für einen gewissen Zeitraum täglich
mit einer Spritze (ohne Nadel) oral verabreicht wird.
Die
Vitamine des B-Komplexes werden im Blinddarm des Meerschweinchens
von Darmbakterien produziert. Um diese Vitamine aufnehmen zu können,
fressen Meerschweinchen ihren Blinddarmkot. Das Fressen des Blinddarmkots
ist lebenswichtig und man darf nicht versuchen, das Meerschweinchen
daran zu hindern. Bei gestörter Darmflora, gestörter
Nährstoffresorption im Darm oder, wenn das Meerschweinchen
den Blinddarmkot nicht frisst (was bei sehr alten oder sehr übergewichtigen
Tieren vorkommen kann), kann es trotzdem zu Mangelerscheinungen
kommen. Folgen können Lähmungserscheinungen sein, Krämpfe,
Haarausfall, Darmerkrankungen etc.
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Das
Fressen des Blinddarmkots ist lebenswichtig für Meerschweinchen.
Charakteristisch ist das Durchstrecken der Hinterbeine, bevor
der Kopf unter den Bauch geführt wird. Der Blinddarmkot
wird im Allgemeinen direkt vom After aufgenommen. |
Meerschweinchen
speichern Vitamin A in der Leber und zehren von diesem Vorrat,
wenn in der Nahrung weniger Vitamin A enthalten ist. Gute Vitamin
A-Spender sind alle karotinhältigen Gemüse, wie zum Beispiel
Karotte oder Tomate (in kleinen Mengen), aber auch Gurke und Löwenzahn.
Mangelerscheinungen sind selten.
Ein Vitamin, das bei Zufuhr durch Multivitamin-Präparate
relativ leicht zu hoch dosiert sein kann, ist das Vitamin D.
Da das Vitamin Einfluss auf den Calciumhaushalt hat, kann eine
zu hohe Vitamin D-Versorgung zur Bildung von Harnsteinen
führen. Das Krankheitsbild des Vitamin D-Mangels ist beim
Meerschweinchen, wie beim Menschen, die Rachitis, die aber sehr
selten ist.
Vitamin
E ist in grünen Pflanzen und Karotten enthalten. Vitamin
E-Mangel kann zu Unfruchtbarkeit und zum Absterben der Föten
sowie zu Wachstumsstörungen führen.
Auch Vitamin K wird von Mikroorganismen im Darm des Meerschweinchens
produziert (siehe Vitamin B-Komplex). Der Bedarf wird daher im
Allgemeinen über den Blinddarmkot gedeckt. Auch für
Meerschweinchen-Babys ist die Aufnahme des Blinddarmkotes ihrer
Mutter lebensnotwendig, da sie auf diese Weise mit den Vitaminen
B und K versorgt werden.
Bei
gesunden Tieren, die artgerecht ernährt werden, ist eine Nahrungsergänzung
mit Multivitamin-Präparaten nicht notwendig und kann unter
Umständen (siehe Vitamin D) negative Nebenwirkungen haben kann.
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