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Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts
von Marion Reich
veterinärmedizinische Beratung: Dr. Frank Künzel


normaler Kot eines Meerschweinchens

Meerschweinchen sind Pflanzenfresser. Ihr Verdauungssystem ist auf die laufende Zufuhr von kleinen Nahrungsportionen angewiesen - und das während des ganzen Tages und der ganzen Nacht.

Meerschweinchen haben nur eine schwach ausgeprägte Magen-Darm-Peristaltik. Der Weitertransport des Nahrungsbreis durch den Verdauungstrakt wird durch den Nachschub des neu aufgenommenen Futters gewährleistet. Die Nahrung von Meerschweinchen sollte aus diesem Grund immer sehr rohfaserreich, grob strukturiert und nährstoffarm sein. Grundlegende Informationen zur Ernährung von Meerschweinchen finden Sie hier.

Wird ein zu hoher Anteil an Kraftfutter angeboten, hat das vielfach eine geringere Aufnahme von Heu und Saftfutter zur Folge, was wiederum in einer herabgesetzten Magen-Darm-Aktivität resultieren kann. Ein hoher Anteil an leicht verdaulichen Kohlenhydraten im Futter ist oft durch Änderung des pH-Werts im Darmtrakt mit Verdauungsstörungen verbunden. Die besonders beim Meerschweinchen empfindliche physiologische Darmflora wird instabil, was zu Symptomen wie Blähungen oder Durchfall führen kann.

Verweigert das Meerschweinchen - aus welchem Grund auch immer - die Nahrungsaufnahme, befindet es sich in einem potenziell lebensbedrohlichen Zustand, weil der Weitertransport des Nahrungsbreis durch den Magen-Darm-Trakt verlangsamt wird oder gar zum Stillstand kommt. Das kann fatale Fehlgärungen zur Folge haben. Deshalb sollte jedes Meerschweinchen, das die Futteraufnahme verweigert, so schnell wie möglich in tierärztliche Behandlung kommen!

Durchfall ist eine mögliche Störung des Verdauungssystems des Meerschweinchens. Die Ursachen von Veränderungen der Kotkonsistenz können vielfältig sein. Es kommen Fütterungsfehler (u. a. eine plötzliche Futterumstellung) oder die Anwendung von für Meerschweinchen ungeeigneten Antibiotika in Frage. Eine weitere mögliche Ursache sind Infektionen mit Erregern (vorwiegend Bakterien, seltener Endoparasiten).
Durchfall tritt ebenso häufig als Begleiterscheinung von Zahnproblemen auf, weil betroffene Tiere an der Aufnahme von grob strukturiertem, rohfaserreichem Futter gehindert sind. Manchmal wird allerdings nicht aufgenommener Blinddarmkot mit Durchfall verwechselt.

Bei leichtem Durchfall (die Kotballen sind weicher als normal und haben aber annähernd dieselbe Form und Farbe wie üblich) empfiehlt es sich darauf zu achten, dass das Tier viel Heu frisst. Bitte auch beobachten, inwieweit es tatsächlich frisst!
Da Verdauungsstörungen vielfach erst verzögert nach der Verfütterung eines schlecht vertragenen Saftfutteranteils auftreten, wird beim wiederholten Auftreten von leichtem Durchfall das Anlegen eines Futterprotokolls empfohlen. In dem Protokoll sollten täglich alle Futterbestandteile mit Mengenangaben festgehalten werden. So kann man eventuell Saftfutterbestandteile herausfinden, die nicht gut vertragen werden.
Wird viel Kraftfutter angeboten (mehr als maximal ein Teelöffel pro Tier und Tag) sollte der Kraftfutteranteil schrittweise reduziert werden.
Tritt der Durchfall als Stressreaktion auf, sollte man die Haltungsbedingungen überprüfen. Vielleicht passt auch die Gruppenzusammensetzung nicht. Leichter Durchfall kann auch bei oder nach Vergesellschaftungen auftreten und sollte sich geben, sobald die erste große Aufregung vorbei ist.

Tritt der Durchfall mehrere Tage lang auf oder ist er übel riechend und wässrig oder schleimig, eventuell sogar blutig, ist eine unverzügliche Vorstellung bei einem Tierarzt angezeigt. Trinkt ein Tier nicht ausreichend selbstständig, ist es notwendig, dem Tier mehrmals am Tag Wasser mit einer Spritze (ohne Nadel) zuzuführen, da das Meerschweinchen sonst einen zu großen Flüssigkeitsverlust erleidet. Eventuell ist eine zusätzliche Infusion durch den Tierarzt notwendig.
Liegt dem Durchfall weder eine Fütterungsproblematik noch eine Vergiftung oder eine vorausgehende Behandlung mit Antibiotika zugrunde, ist eine parasitologische Untersuchung einer Kotprobe anzuraten. Fragen Sie bitte Ihren Tierarzt, wie Sie die Kotprobe sammeln und mitbringen sollen. In den meisten Fällen wird eine Sammelkotprobe (Kot über 3 Tage sammeln) benötigt.

Tritt der Durchfall als Folgeerscheinung einer Zacken- oder Brückenbildung der Backenzähne auf, sollte sich dieses Symptom nach der Zahnkorrektur schnell wieder geben, da das Meerschweinchen wieder ungehindert Heu und Saftfutter fressen kann. Manchmal ist allerdings eine Fütterung mit der Spritze für einige Tage notwendig.
Zusätzlich wird die Unterstützung der Darmflora mit Probiotika empfohlen.

Die zweite gravierende Verdauungsstörung, die bei Meerschweinchen relativ häufig auftritt, sind Blähungen. Blähungen sind Aufgasungen im Magen und/oder Darm, die wie Durchfall eine große Zahl an möglichen Ursachen haben können. Dazu zählen Fütterungsfehler sowie Infektionen mit Parasiten oder Bakterien. Sie können ebenso als Folge von Zahnerkrankungen und bei verminderter Futteraufnahme unterschiedlichster Ursache auftreten.
Symptome im Rahmen von Aufgasungen des Magendarmtrakts können sich in Form von Fressunlust, Mattigkeit und Bewegungsunlust äußern.
Bei hochgradigen, länger andauernden Blähungen wird manchmal auch Zähneknirschen und Atemnot beobachtet.

Während geringgradige Blähungen im Allgemeinen gut zu behandeln sind, können starke Blähungen den Tod des betroffenen Meerschweinchens zur Folge haben!
Ein Tier mit Blähungen sollte daher so schnell wie möglich in tierärztliche Behandlung.

Fallweise werden auch Haarballen im Magen diagnostiziert, die beim Meerschweinchen als Ursache für chronischen Gewichtsverlust in Betracht gezogen werden sollten.


Verstopfung der Perinealtasche

Die beste Vorbeugung gegen eine fütterungsbedingt auftretende Verstopfung ist der Verzicht oder die spärliche Verfütterung von Kraftfutter und die ausreichende Versorgung mit Saftfutter und Heu.

Beim älteren Männchen kann es zu einer Verstopfung der Perinealtasche, die sich zwischen Anus und Penis befindet, kommen. Meistens treten diese Probleme bei unkastrierten Meerschweinchenböcken auf. In der Regel ist die Ausdehnung der Perinealtasche durch eine Ansammlung von Sekret und Kotmassen gekennzeichnet. Bei manchen älteren Meerschweinchenböcken ist eine regelmäßige Reinigung der Perinealtasche notwendig. Am besten Sie lassen sich den Vorgang von einem Tierarzt genau zeigen.
Ist die Ursache der Verstopfung eine zu weiche Konsistenz des Kotes, wird eine Abklärung der Ursache empfohlen.



       

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