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Allgemeine
Hinweise zum Einsatz von Meerschweinchen bei tiergestützten
Einsätzen
von Marion Reich
Artgerechte
Haltung: Tiere, die im Bereich der tiergestützten Aktivitäten,
Förderung, Pädagogik und Therapie eingesetzt werden,
sollten immer so artgerecht wie möglich gehalten werden.
Das gilt auch für Meerschweinchen!
Wichtig
ist, dass den Tieren ein ausreichend großer und gut gestalteter
Lebensraum zur Verfügung gestellt wird, dass sie richtig ernährt
werden und dass sie (im Fall von Meerschweinchen) in einer harmonischen
Gruppe leben.
Vertrauensbeziehung
zum Menschen: Meerschweinchen brauchen eine stabile Vertrauensbeziehung
zu dem Menschen, der den tiergestützten Einsatz durchführt.
In den meisten Fällen wird das der Halter der Tiere sein.
Die eingesetzten Meerschweinchen müssen eine so gute Beziehung
zu "ihrem" Menschen haben, dass sie sich von ihm in
Situationen bringen lassen, die für das Tier nicht ganz angenehm
sein können, in dem Bewusstsein, dass es durch diesen Menschen
vor Schaden bewahrt wird - gerade für das Fluchttier Meerschweinchen
setzt das eine sehr enge Beziehung zwischen Mensch und Meerschweinchen
voraus.
Man muss auch akzeptieren können, dass sich nicht alle Meerschweinchen
für tiergestützte Einsätze eignen!
Richtige
Einsatzplanung: Meerschweinchen sind zwar durchaus robuste Tiere,
aber doch ziemlich klein und vergleichsweise "zerbrechlich".
Für viele Einsätze sind Meerschweinchen daher aufgrund
ihres Körperbaus nicht geeignet. Für ein Meerschweinchen,
das in einem spastischen Krampfanfall "gefangen" ist,
kann diese Situation nicht nur mit großer Angst und Schmerzen
einhergehen, sondern im schlimmsten Fall einen tödlichen Ausgang
nehmen.
Besondere Vorsicht muss man auch bei Einsätzen mit Kindern
im Kleinkindalter bis Vorschulalter walten lassen, da die Kinder
ihre Kräfte bzw. die Konsequenzen ihrer Handlungen noch nicht
richtig einschätzen können.
Tiergestützte
Arbeit ist Teamarbeit! Und zwar nicht nur zwischen Mensch und
Tier, sondern auch zwischen Pädagogen, Therapeuten oder Altenbetreuern
und der Fachkraft für tiergestützte Einsätze, die
den Einsatz der tierischen Co-Therapeuten durchführt. Führt
der Pädagoge oder Therapeut aufgrund einer Zusatzausbildung
die Einsätze selbst durch, ist es trotzdem hilfreich, auf die
Mithilfe von weiteren Personen vertrauen zu können, besonders
wenn man mit Klientengruppen arbeitet.
Therapiepläne werden gemeinsam oder zumindest in Absprache
erstellt. Während der Sitzung obliegt der Fachkraft für
tiergestützte Einsätze die Verantwortung für das
Tier und der Schutz des Tieres sowie der Schutz des Klienten vor
möglichem Fehlverhalten des Tieres. Dem anwesenden Pädagogen/Therapeuten/Altenbetreuer
obliegt die Verantwortung für den Klienten.
Bei tiergestützten Einsätzen mit Meerschweinchen sollten
daher bei der Arbeit mit Klientengruppen immer mindestens zwei Personen
gemeinsam arbeiten, eventuell mit zusätzlichen Aufsichtspersonen,
wobei sich die Zahl der nötigen Aufsichtspersonen sowohl an
der Anzahl der eingesetzten Tiere als auch an der Zahl (und Art)
der Klienten orientiert.
Eine
entsprechende Ausbildung: Es ist wichtig, nicht einfach ein
Meerschweinchen zu nehmen und unvorbereitet in einen tiergestützten
Einsatz zu gehen. Eine entsprechende Ausbildung des Menschen und
die Vorbereitung der Tiere ist wichtig. Gerade bei Meerschweinchen,
die normalerweise freundliche Tiere sind und niemandem etwas zuleide
tun, ist die Verlockung groß, die Tiere ohne Vorwissen und
vorbereitendes Training der Tiere einzusetzen.
Solche Einsätze von Meerschweinchen können viel Tierleid
zur Folge haben!
Deshalb ist es auch beim Einsatz von Meerschweinchen wichtig,
Angst- und Stresssymptome
erkennen zu können und die im Einsatz befindlichen Tiere
so gut zu kennen, dass man ihr Verhalten in möglichst vielen
Situationen vorausschauend einschätzen kann. Diese intensive
Beziehung zwischen Halter und Tier ist nichts, das in wenigen
Wochen entsteht, sondern setzt einen intensiven Vertrauensaufbau
und viel gemeinsam verbrachte Zeit voraus. Nur so kann der Einsatz
von Meerschweinchen in tiergestützter Pädagogik und
Therapie gerechtfertigt werden und nicht in Tierquälerei
ausarten.
Eine
entsprechende Vorbereitung der Meerschweinchen: Nicht jedes
Meerschweinchen eignet sich für tiergestützte Einsätze.
Aber auch Meerschweinchen, die von ihrer Veranlagung her geeignet
sind, brauchen eine entsprechende "Ausbildung". Es ist
wichtig, sie von klein auf an möglichst viele Alltagssituationen
und den Kontakt zu anderen Menschen zu gewöhnen, wobei die
Vertrauensperson der Tiere immer anwesend sein muss.
Lassen Sie bitte Ihre Tiere nicht einfach mit einer den Tieren fremden
oder wenig bekannten Person allein, auch und besonders nicht mit
Klienten!
Tiere, die als Besuchstiere eingesetzt werden sollen, sollten auch
von klein auf an Autofahrten gewöhnt werden.
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