Was
tun, wenn man unerwartet Nachwuchs bekommt?
von
Marion Reich
Es
kommt leider nicht selten vor, dass man vor dem Problem eines
unerwarteten Meerschweinchen-Nachwuches steht, wenn man Meerschweinchen-Weibchen
in einer Zoofachhandlung erworben hat, in der die Meerschweinchen
nicht nach Geschlecht getrennt gehalten wurden, oder wenn es beim
Transport in die Zoofachhandlung zu
Kontakten zwischen Männchen und Weibchen gekommen ist.
Meerschweinchen werden schon sehr früh geschlechtsreif: Weibchen
häufig ab der 4. Lebenswoche, Böckchen ab der 3. Lebenswoche.
Es kann aber auch passieren, dass man glaubt, zwei gleichgeschlechtliche
Tiere erworben zu haben, und in Wahrheit handelt es sich um ein
Pärchen.
Da
Meerschweinchen-Weibchen in diesem Alter die Zuchtreife noch nicht
erreicht haben, sollten sie in diesem Alter noch nicht gedeckt
werden. Probleme bei der Geburt sind möglich, allerdings
gehen die meisten Trächtigkeiten und auch die Geburt meistens
trotzdem gut vorüber.
Bei
Meerschweinchen-Weibchen bemerkt man als ungeschulter Beobachter
eine Trächtigkeit meistens erst relativ spät. Eine deutliche
Gewichtszunahme bzw. birnenförmige Körperform des trächtigen
Weibchens können ein Hinweis sein. Etwa 4 Wochen vor der
Geburt kann man zarte Bewegungen im Bauch wahrnehmen.
Die Trächtigkeit dauert bei Meerschweinchen durchschnittlich
68 Tage.
Weitere Hinweise zur Trächtigkeit finden Sie hier.
Es
kann auch vorkommen, dass man gar nicht bemerkt hat, dass man
ein trächtiges Meerschweinchen zuhause hat - und plötzlich
sind mehr Meerschweinchen im Käfig/Eigenbau als noch kurz
zuvor.
In diesem Fall gilt es zunächst einmal Ruhe zu bewahren!
Handelt
es sich bei den älteren Meerschweinchen in der Gruppe wirklich
nur um Weibchen, besteht zunächst kein Grund sich einzumischen.
Hat man aber statt gleichgeschlechtlicher Tiere ein Pärchen
im Käfig/Eigenbau, muss man sich darüber im Klaren sein,
dass das Weibchen unmittelbar nach der Geburt wieder brünstig
wird und vom Bock schon wieder gedeckt worden sein kann!
Ist eine rechtzeitige Trennung noch möglich, sollte der Bock
daher sofort abgetrennt werden. Eine Kastration verhindert weiteren
ungeplanten Nachwuchs. Nachdem der Bock nach der Kastration noch
6 Wochen zeugungsfähig sein kann, sollte er möglichst
bald kastriert werden (am besten schon, wenn die Trächtigkeit
bemerkt wurde), damit er nicht zu lange allein sitzen muss. Näheres
zur Kastration lesen Sie hier.
Meerschweinchenbabys
sind Nestflüchter und knabbern schon wenige Stunden nach
der Geburt an Heu und Gemüse. Trotzdem ist es wichtig, dass
sie in den ersten 3 Lebenswochen von der Mutter gesäugt werden.
Gab es bei der Geburt Komplikationen oder nimmt die Mutter das
Baby/die Babys nicht an, ist ein Päppeln der Kleinen notwendig.
Hinweise dazu finden Sie hier.
Normalerweise
bringen Meerschweinchen-Babys keine große Aufregung in eine
Meerschweinchen-Gruppe. Es kann aber auch dazu kommen, dass ein
Gruppenmitglied nicht sehr freundlich auf die Neuzugänge reagiert.
In diesem Fall ist es wichtig, den Tieren mehrere Unterschlupfmöglichkeiten
zur Verfügung zu stellen, ev. auch insgesamt mehr Platz durch
einen zusätzlichen Käfig oder eine Erweiterung des Eigenbaus.
Man sollte die Tiere aber möglichst nicht trennen, sofern die
Aufregung nicht zu groß ist und die Versorgung der Babys nicht
beinträchtigt ist, da ein Wiederzusammensetzen schwierig werden
kann.
Wichtig
ist eine Geschlechtsbestimmung des Nachwuchses. Hinweise dazu
finden Sie hier.
Auch ein Meerschweinchen-Züchter kann bei der Geschlechtsbestimmung
behilflich sein, ev. auch ein Tierarzt mit sehr viel Meerschweinchenerfahrung.
Da
Meerschweinchen schnell geschlechtsreif werden, sollte man sich
schon frühzeitig überlegen, ob man die neuen Familienmitglieder
behalten will oder ob neue Zuhause für sie gesucht werden
sollen. Junge Böcke sollten im Alter von etwa 3 Wochen, wenn
sie erste Anzeichen eines Werbeverhaltens ihrer Mutter oder ihren
Schwestern gegenüber zeigen, von den Weibchen der Gruppe
getrennt werden. Man kann sie zB frühkastrieren lassen. Da
nicht alle Tierärzte Frühkastrationen durchführen,
sollte man sich rechtzeitig erkundigen und beraten lassen. Man
kann junge Böcke auch in Bock-WGs halten oder gemeinsam mit
dem Papa halten.
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