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Die
Sinne der Meerschweinchen
von Marion Reich
Wildmeerschweinchen
haben eine große Zahl an natürlichen Feinden. Auch wenn
sich unsere Hausmeerschweinchen normalerweise keinem Raubtier gegenübersehen,
tragen sie das Erbe ihrer wilden Verwandten in sich. Meerschweinchen
sind daher ziemlich schreckhafte, ängstliche Tiere, die immer
darauf bedacht sind, ein sicheres Versteck in greifbarer Nähe
zu haben. Ihre Sinne sind zwar längst nicht mehr so scharf
wie die der Wildmeerschweinchen, doch spielen sie noch immer eine
wichtige Rolle, um die Tiere vor (vermeintlichen) Gefahren zu warnen.
Gehörsinn:
Erwachsene Meerschweinchen können Töne bis zu einer Frequenz
von etwa 33 kHz wahrnehmen. Damit liegt ihre Hörgrenze im hochfrequenten
Bereich wesentlich höher als die des Menschen. Das erklärt,
warum Meerschweinchen manchmal erschrecken, wenn man selbst überhaupt
nichts wahrnimmt, denn wir können diese Geräusche einfach
nicht mehr hören. Besonders beachten muss man das feine Gehör
von Meerschweinchen natürlich, wenn Meerschweinchenkäfige
oder Gehege in der unmittelbaren Nähe von Stereoanlagen oder
einem Fernseher aufgestellt sind.
Meerschweinchen haben ein sehr empfindliches Gehör, daher
bitte auch immer auf die Lautstärke achten!
Geruchsinn:
Meerschweinchen besitzen einen sehr feinen Geruchsinn. Duftstoffe
können in einer ca. 10 000 Mal geringeren Konzentration wahrgenommen
werden, als es der Mensch vermag. Duftmarkierungen spielen beim
Sozialverhalten der Meerschweinchen eine große Rolle. Männchen
markieren "ihre" Weibchen, um die Gruppenzusammengehörigkeit
zu unterstreichen. Besonders während der Brünstigkeit
riechen Meerschweinchenweibchen besonders gut und können sich
der männlichen Aufmerksamkeit gar nicht erwehren.
Aber natürlich nehmen Meerschweinchen auch den Duft von frischem
Saftfutter oder aromatischem Heu augenblicklich wahr. Allerdings
hat man manchmal den Eindruck, dass sie direkt vor dem Futter sitzen
können, ohne es zu finden - vielleicht ein Resultat von Reizüberflutung?
Da Meerschweinchen einen so empfindlichen Geruchsinn haben, sollte
man bei der Haltung auf ihre Nasen Rücksicht nehmen. Zigarettenrauch,
Parfüm, Nagellack, Nagellackentferner oder andere Lösungsmittel
und heftige Küchendünste zB sollte man seinen Meerschweinchen
ersparen.
Geschmacksinn:
Meerschweinchen sind kleine Feinschmecker. Ihr Geschmacksinn ist
gut entwickelt. Sie können zwischen süß, salzig,
sauer und bitter unterscheiden. Beim Füttern merkt man schnell
die individuellen Vorlieben des betreffenden Tieres. Meerschweinchen
mögen normalerweise kein zu bitteres, zu süßes oder
salziges Futter.
Tastsinn:
Der Tastsinn spielt eine wichtige Rolle bei der Orientierung der
Tiere. Die empfindlichen Tasthaare sind im Kopfbereich deutlich
sichtbar. Mit Hilfe dieser Tasthaare kann das Meerschweinchen sich
auch im Dunkeln sicher bewegen und auch blinde Meerschweinchen lassen
diese Behinderung kaum erkennen. Die Tasthaare darf man keinesfalls
kürzen.
Sehsinn:
Durch die seitlich am Kopf gelegenen Augen haben Meerschweinchen
ein sehr großes Gesichtsfeld, das ihnen fast einen Rundumblick
(340 Grad) ermöglicht. Das ist für Fluchttiere, die viele
natürliche Feinde haben, typisch. Durch die seitliche Lage
der Augen kommt es allerdings nicht zu einer Überlappung der
Sehfelder des linken und des rechten Auges. Dadurch sind Meerschweinchen
einerseits nicht in der Lage, Dinge zu sehen, die unmittelbar vor
ihrer Nase liegen - was erklärt, warum ein Meerschweinchen
manchmal herzhaft in den Finger beißt, der ihm einen Leckerbissen
hinhält - andererseits ist ihr räumliches Sehvermögen
schwach ausgeprägt und sie können Höhen schlecht
einschätzen. Daher muss man immer darauf achten, dass Meerschweinchen
nicht zB unbeaufsichtigt auf einen Tisch gesetzt werden.
Auch die Sehschärfe ist nicht mit der menschlichen Sehschärfe
vergleichbar. Meerschweinchen sind aber Meister darin, auch kleinste
Bewegungen wahrzunehmen. Sie können auch unterschiedliche Farben
(Rot, Grün, Blau) unterscheiden.
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