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Problem
Kraftfutter
von Marion Reich
Meerschweinchen
brauchen eine Ernährung, die sehr rohfaserreich und nährstoffarm
ist, um gesund zu bleiben. Im krassen Gegensatz dazu findet man
im Tierfachhandel viele verschiedene Futtermittel, die als Alleinfutter
für Meerschweinchen bezeichnet werden, den Bedürfnissen
der Tiere aber überhaupt nicht entsprechen, weil sie zu nährstoffreich
sind.
Meerschweinchen
sind keine Getreidefresser. Die Tatsache, dass Meerschweinchen auch
heute noch zu einem großen Teil mit Körner- (oder Pellet-)
Futter ernährt werden, leitet sich vermutlich von der Kaninchenmast
ab. Nur ist es nicht im Sinne einer artgerechten Heimtierhaltung,
Meerschweinchen möglichst schnell zu mästen. Es ist daher
höchste Zeit, dass ein Umdenken stattfindet und man auf Kraftfutter
bei der Meerschweinchenernährung entweder vollkommen verzichtet
(was bei gesunden, erwachsenen Tieren in Innenhaltung kein Problem
ist) oder ihm den Stellenwert einräumt, der ihm zusteht. Kraftfutter
ist ein netter Leckerbissen von Zeit zu Zeit, für den viele
Meerschweinchen alles tun. Mehr als eine kleine Nascherei sollte
es aber nie sein.
Im
Handel findet man einerseits Körnermischfutter, andererseits
Pellets auf Getreidebasis. Pellets werden von Meerschweinchen manchmal
weniger gern angenommen, Mischfutter hat dagegen den Nachteil, dass
die Tiere einzelne Bestandteile bevorzugt fressen, häufig die
besonders fetthaltigen. Neben getreidehältigem Kraftfutter
gibt es auch getreidefreies Kraftfutter auf der Basis von Luzernemehl
und Heu- oder Wiesengraspellets. Näheres dazu lesen Sie hier.
Wieso
ist Kraftfutter für Meerschweinchen so ungesund?
Erstens haben Meerschweinchen einen Verdauungstrakt mit geringer
Peristaltik, der auf die dauernde Zufuhr von Nahrung zum Weitertransport
des Nahrungsbreis angewiesen ist. Kraftfutter enthält zu viel
Fett und Stärke, sodass das Meerschweinchen bei zu geringem
Futtervolumen satt ist und zu wenig rohfaserreiches Futter zu sich
nimmt. Dadurch kann es zu einer Verlangsamung des Verdauungsvorgangs
kommen. Verdauungsstörungen sind die Folge.
Zweitens führt besonders fettreiches Futter natürlich
zu einer Verfettung des Meerschweinchens, was seinem körperlichen
Wohl nicht zuträglich ist.
Und drittens führt die Stärkeverdauung zu einer Veränderung
des pH-Wertes im Magen-Darm-Trakt, was die physiologische Darmflora
schädigt. Wird zu viel stärkehaltiges Futter verfüttert,
kann es zum Kippen der Darmflora kommen. Verdauungsstörungen
sind die Folge. Einen hohen Stärkeanteil besitzen neben dem
herkömmlichen Kraftfutter zB auch hartes Brot oder harte Semmeln,
die oft noch immer - fälschlicherweise - als wichtig für
den Zahnabrieb angesehen werden.
Was
ist absolut tabu bei der Meerschweinchenernährung?
Leider sind viele Leckereien, die im Fachhandel angeboten werden,
für Meerschweinchen überhaupt nicht geeignet. Dazu gehören
alle Produkte, in denen tierisches Eiweiß (zB Jogurtdrops)
oder viel Zucker enthalten ist. Auch auf besonders bunt gefärbte
Pellets und Extrudate sollte man verzichten. Erdnüsse und andere
Nüsse sowie zu viele Sonnenblumenkerne sind zu fettreich. Auch
Knabberstangen sind für Meerschweinchen nicht geeignet.
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