Wissenswertes
zum Verdauungssystem der Meerschweinchen
von Marion Reich
Beratung: Dr. Frank Künzel
Meerschweinchen
haben als Pflanzenfresser Zähne und ein Verdauungssystem, die
genau auf diese pflanzliche Ernährung abgestimmt sind. Grundkenntnisse
zum Verdauungsystem helfen, Fütterungsfehler zu vermeiden.
Meerschweinchenzähne
sind nicht vollständig von Zahnschmelz ummantelt.
Bei den Nagezähnen ist nur die Vorderseite des Zahns
mit Zahnschmelz bekleidet. Darunter liegt das weichere Dentin, das
sich beim Fresser stärker abnutzt. Durch die unterschiedlich
starke Abnutzung der Zahnsteinschicht und der Dentinschicht schärfen
sich die Schneidezähne beim Fressen laufend selbst nach.
Auch
die Backenzähne des Meerschweinchens sind nicht ganzflächig
mit Zahnschmelz bedeckt. Es gibt Schmelzleisten, dazwischen liegt
auch hier das weichere Dentin. Durch die unterschiedlichen Härten
haben die Backenzähne eine raue Oberfläche, mit der sie
Blätter und Halme zermahlen können.
Meerschweinchenzähne
wachsen ein Leben lang. Ca. 2 bis 3 mm beträgt das Wachstum
pro Woche. Für dieses Wachstum ist eine sehr gute Blutversorgung
notwendig, weshalb Meerschweinchenzähne offene Wurzeln haben.
Beim
Fressen müssen die Zähne des Meerschweinchens laufend
abgenutzt werden, damit das starke Wachstum nicht zu Problemen
führt. Die Zähne werden beim Zermahlen der Nahrung direkt
am Zahnschmelz des jeweiligen Gegenzahns abgenutzt. Kiefer und Zähne
sind so "gebaut", dass das Futter durch eine Vorwärts-
und Rückwärtsbewegung zerrieben wird. Ein gutes Beispiel
dafür ist das Zermahlen von Gras oder Löwenzahn zwischen
den Backenzähnen.
Nachdem
die Nahrung gekaut wurde, gelangt sie in den Magen.
Der Magen fasst ein Volumen von etwa 20 bis 30 ml und ist nur schwach
mit einer schwachen Muskelschicht versehen. Er kann sich daher nicht
komplett zusammenziehen, weshalb Meerschweinchen nicht erbrechen
können.
Der Transport des Nahrungsbreis vom Magen in den Dünndarm erfolgt
in erster Linie dadurch, dass neues Futter nachkommt. Aus diesem
Grund müssen Meerschweinchen viele Male am Tag kleine Futtermengen
zu sich nehmen.
Das Futter bleibt für ca. 1 bis 3 Stunden im Magen, bevor es
in den Dünndarm und anschließend in den Blinddarm gelangt.
Der
Blinddarm ist beim Meerschweinchen sehr groß. Hier
lebt die Bakterienflora, die für das Meerschweinchen
den Celluloseabbau übernimmt. Die Bakterienflora ist hochspezialisiert
und anfällig für Störungen, die sich beim Meerschweinchen
durch mehr oder weniger starke Verdauungsstörungen
zeigen. Beim Abbau der Cellulose durch die Bakterien werden einerseits
Glucose, Aminosäuren und Fettsäuren frei, andererseits
auch Vitamine. Ein Teil dieser Stoffe wird direkt im Blinddarm resorbiert,
der überwiegende Teil aber wird als sogenannter Blinddarmkot
ausgeschieden und vom Meerschweinchen wieder gefressen. Die Nährstoffe
und Vitamine können in diesem zweiten Verdauungsdurchgang vom
Meerschweinchen verdaut und aufgenommen werden.
Da
die Bakterienflora dem Meerschweinchen eine Verdauung von Cellulose
ermöglicht und die Tiere über den Blinddarmkot mit Proteinen
versorgt werden, ist es nicht notwendig, dass die Nahrung des Meerschweinchens
eine großen Proteingehalt hat. Ein Zuviel an Proteinen kann
sogar zu gravierenden Verdauungsstörungen führen, wenn die
Proteine nicht ausreichend im Dünndarm verdaut werden und in
den Blinddarm gelangen.
Hinweise
zur Ernährung von Meerschweinchen erhalten Sie hier.
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