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Streitereien
von Marion Reich
Angeblich
sind Meerschweinchen ruhige, friedliche Tiere, die nicht raufen,
kampflos ihr Futter teilen und auch ansonsten kein Wässerchen
trüben können. Im Großen und Ganzen kann man diese
idealen Meerschweinchen als ein Sinnbild für Frieden und
glückliche Koexistenz betrachten. Ich frage mich nur manchmal,
wo man diese idealen Geschöpfe findet.
Meine
Meerschweinchen waren/sind jedenfalls nicht alle so friedlich
und gesittet und manchmal fliegen oder flogen ganz schön
die Fetzen. Manche Tiere werden erst mit dem Alter friedlicher
und einander milder gestimmt, andere werden im Alter besonders
grießgrämig.
Womit
ich jetzt nicht sagen will, dass dauernd gestritten
wird. Aber die idyllische Stimmung des einen Augenblicks kann im
nächsten in wütendes Zähneklappern umschlagen. Also,
Hand aufs Herz: Meerschweinchen sind keineswegs so friedliebend,
wie sie manchmal dargestellt werden.
Meist
handelt es sich jedoch um friedliche Auseinandersetzungen, bei denen
man sich nicht weiter einzumischen braucht. Kritischer wird es,
wenn sich die Tiere ineinander verbeißen oder einander verletzen.
Am häufigsten kommt es in Bockgruppen zu plötzlicher Aggression,
die eine Trennung der Tiere notwendig machen kann. Dieses Verhalten
tritt vor allem in den so genannten "Rappelphasen" auf.
Mehr dazu lesen Sie hier.
In Haremsgruppe oder Weibchengruppen kommt es seltener zu so heftigen
Auseinandersetzungen, dass sich die Tiere wirklich schwerwiegend
verletzen oder getrennt werden müssen. Weibchen mit hormonell
aktiven Eierstockzysten können aber durchaus recht aggressives
Verhalten zeigen und es kann auch (besonders im Frühling) zu
"Hormonspitzen" kommen, die die ganze Gruppe in Unruhe
versetzen. Normalisiert sich der Hormonspiegel wieder, kehrt auch
wieder Friede in der Truppe ein.
Generell
kann aber jede Änderung in der Gruppenzusammensetzung unvorhersehbare
Folgen haben. Wenn Sie ein Tier aus der Gruppe entfernen oder
ein neues hinzufügen, beeinflusst das das soziale Gefüge
und die Rangordnung. Meerschweinchen sollten daher nur dann aus
einer Gruppe genommen bzw. getrennt werden, wenn es absolut notwendig
ist!
Die
Sprühflasche, gefüllt mit frischem, sauberen Wasser,
ist ein wichtiges Hilfsmittel bei Vergesellschaftungen.
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Wenn
Sie versuchen, zwei einander fremde, erwachsene Tiere aneinander
zu gewöhnen, müssen Sie besonders vorsichtig vorgehen,
da die Beißereien so schlimm ausfallen können, dass
sich die Streithähne gegenseitig schwer verletzen. Und wenn
Sie zwei kämpfende Tiere trennen müssen, denken Sie
immer daran, dass die Meerschweinchen während des Kampfes
nicht zwischen dem Gegner und der Hand unterscheiden, die sonst
das Futter austeilt. Nachdem der Mensch kein dichtes Fell hat,
das die Haut schützt, kann man sich beim Trennen der Kampfhähne
ordentliche Bisswunden zuziehen.
Daher
besser die Hand mit einem Handtuch oder einem Handschuh schützen.
Allerdings hat man so weniger Gefühl, was sich als sehr negativ
erweisen kann. Manchmal lassen sich Meerschweinchen durch Händeklatschen
ablenken. Wenn die Tiere aber in vollem "Kampfmodus"
sind, kann das zu wenig Ablenkung sein. Gut funktioniert ein gezielter
Strahl sauberen Wassers aus einem Blumenbesprüher. Nachdem
Meerschweinchen nicht gerne nass werden und das Harnspritzen auch
eine artspezifische Abwehrhandlung ist, sind sie einen Augenblick
abgelenkt und können dann schnell getrennt werden. Dabei
ist es natürlich wichtig, die Tiere nicht zu durchnässen!
Es geht nur um einen kurzen Strahl, der bei den meisten Fellvarianten
ganz oberflächlich abperlt.
Generell
sollte man nur eingreifen, wenn die Gesundheit der Tiere in Gefahr
ist oder größte Panik herrscht. Meistens schlichten
sich kleinere Streitereien von selbst, sind viel lauter als gefährlich
und dienen vor allem dazu, die Hierarchie festzulegen. Allerdings
sollte man immer im Hinterkopf behalten, dass plötzliche
und vollkommen untypische Aggressivität auch ein Zeichen
für ein Gesundheitsproblem darstellen kann. Wird Ihr sonst
sanftmütiges und ruhiges Meerschweinchen auf einmal bissig,
kann es sein, dass es Schmerzen hat. Ein genaues Beobachten des
Tierchens und ein Besuch beim Tierarzt sind dann anzuraten.
Ein schneller Weg, um Meerschweinchen zum Streiten zu bringen,
ist übrigens, wenn man unterschiedliche Gruppen zusammenlässt,
sei es bei einem Besuch im Garten oder bei Freunden. Es kommt
dann im Allgemeinen sehr schnell zum Streit zwischen den Männchen
der unterschiedlichen Gruppen, aber auch für Weibchen sind
solche "Besuche" nur Stress.
Heranwachsende
Tiere sind in bestimmten Zeitabschnitten besonders anfällig
für Streitereien, weil sie in dieser Lebensphase ihren Platz
in der Gruppe suchen. Das kann besonders bei Böcken in den
bereits oben erwähnten "Rappelphasen" der Fall sein
- Nähreres dazu lesen Sie hier.
Aber auch Weibchen im Alter zwischen etwa 6 und 12 Monaten können
in der Gruppe durch aggressiveres Verhalten auffallen, die älteren
Weibchen laufend herausfordern und insgesamt allen auf die Nerven
gehen. Normalerweise muss man bei "pubertierenden" Weibchen
allerdings nicht eingreifen. Etwa mit dem Ende des 1. Lebensjahres
finden sich Weibchen im Allgemeinen in ihren Platz in der Gruppe
ein und es herrscht wieder Ruhe. Hat man gleich alte Weibchen in
der Gruppe, kann es aber sein, dass das Gezicke noch über einen
längeren Zeitraum fortgeführt wird.
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