Die
richtige Außenhaltung
von Yvonne Mann
Vielen Dank an Katja Sengthaler und Diana
Bendrien (rmzvonderadria.beepworld.de)
für zur Verfügung gestellte Fotos!
Außenhaltung
ist für Meerschweinchen eine schöne und natürliche
Haltungsweise. Allerdings ist sie mit Vorteilen und auch einigen
Nachteilen verbunden, derer man sich bewusst sein sollte.
Wichtige Regeln sind an einer Hand abgezählt und unbedingt
einzuhalten, um den Tieren ein schönes, gesundes und sicheres
Leben bieten zu können.
Die
Vorteile einer ganzjährigen Außenhaltung:
- Meerschweinchen können nahezu artgerecht in möglichst
"natürlicher" Umgebung leben.
- Es gibt keinen Tiergeruch und "Dreck" im Haus.
- Die Tiere sind wunderbar in ihrem "Ursprungsverhalten"
zu beobachten.
- Im Freien kann man den Tieren meist erheblich mehr Platz bieten
als in der Wohnung.
Die
Nachteile:
- Außenhaltungstiere sind meist keine "Kuscheltiere",
da man sie nicht jeden Tag aus teilweise großen Gehegen
"fangen" kann.
- Meerschweinchen im Freien sind dem Menschen gegenüber weniger
zutraulich und kennen die alltäglichen Geräusche der
Menschen im Haushalt nicht, da sie sie nicht ständig mitbekommen
und als gefahrlos erkennen können.
- Der Aufwand und die Kosten beim Bau der Anlage sind nicht unerheblich.
- Die teilweise unangenehme tägliche Versorgung und das Ausmisten
der Tiere bei schlechtem Wetter
- Der geringere Alltagskontakt vor allem in der kalten Jahreszeit
Die
Anforderungen für eine gelungene Außenhaltung:
1. Außengehege müssen vor Raubtieren wie
Mardern, Ratten, Füchsen, Katzen und auch Raubvögeln gut
geschützt sein. Dies gewährleistet man durch eine von
Anfang an gut durchdachte und solide Bauweise. Alles benötigte
Material bekommt man im Sägewerk, im Holzhandel und im Baumarkt.
Raubtiere können z. T. gut graben und sich durch kleinste
Öffnungen schieben. Es heißt, dass ein Marder durch
jede Öffnung kommt, durch die ein Hühnerei passt, und
Ratten kommen noch durch wesentlich kleinere Öffnungen. Außengehege
müssen daher nach allen Richtungen, auch nach oben und nach
unten, abgeschlossen sein. Man sollte beim Gitter punktgeschweißtes
Gitter mit möglichst kleiner Maschenweite verwenden. Zu dünnes
Gitter, z. B. Sechseckgitter, kann von Ratten durchgebissen werden.
Als Schutz nach unten ist es wichtig, das Gitter oder Blech in
den Boden zu versenken (mindestens 30 bis 50 cm tief) oder noch
besser ein Streifenfundament aus Beton zu machen.
2.
Das Gehege muss so konstruiert sein, dass es auch schweren
Stürmen und Schneedruck standhält. Der Stall sollte
unter dem Ost- oder Nordteil des Gehegedaches stehen, damit im
Sommer keine Sonne darauf scheint. Die Seite des Geheges, von
der meist der Wind hereinweht, sollte bis in eine Höhe von
etwa 1 m mit einem Windschutz (z. B. Acryl- oder Plexiglas) versehen
sein. Das erspart den Schweinchen unnötige Auskühlung
durch Zugluft in der kalten Jahreszeit.
3.
Wildes Draufloshämmern bringt später Ärger und unnötige
Zusatzarbeiten. Von Vorteil ist es, sich zunächst eine Skizze
anzufertigen. Wer dies nicht selbst kann, kennt sicher einen etwas
begabten Zeichner. Mit der Skizze gewinnt man einen Eindruck, wie
alles einmal aussehen wird, wo man vielleicht noch etwas verändern
möchte, und man kann den Materialeinkauf viel besser planen.
Wichtig ist auch zu bedenken, dass man sich beim Ausmisten und
Versorgen der Tiere leichter tut, wenn man aufrecht im Gehege
stehen und gehen kann.
4.
Der Bau sollte, wie folgt, vonstatten gehen. Man baut eine Rahmenkonstruktion
aus Kantholz. Verschraubt wird das Ganze mit Winkeln oder
direkt durch das Holz mit ausreichend langen Schrauben. Auf diesen
Rahmen wird später das Gitter getackert. Bei der Wahl der
Bauform sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, der eine oder
andere Fehlschlag inklusive. Es muss nur stabil sein und ausreichend
Schutz vor Wildtieren bieten.
5.
Ein vor Sonne, Wind, Schnee und Regen geschützter Stall
mit einigen Schutzhütten, in denen sich die Schweinchen verkriechen
und sich gegenseitig wärmen können, ist das Hauptelement
im Gehege. Als Material empfiehlt sich eine 3-Schichtplatte aus
Fichtenholz. OSB-Platten sind auch eine Alternative, nur benötigt
man dann zum Verschrauben der Platten zusätzliche Leisten
im Innern des Stalles.
6.
Außenhaltung ist nichts für zu kleine Gruppen! Die
Gruppengröße für Außenhaltung beginnt mit
mindestens vier Tiere in einer sozial stabilen Gruppe.
So können sich die Meerschweinchen bei großer Kälte
gegenseitig wärmen. Einzelhaltung ist ohnehin verboten, aber
auch nur ein Partner ist zu wenig in einem strengen Winter.
7.
Es sollte im Winter ein jederzeit zugänglicher Freilauf/Auslauf
oder zumindest ausreichend Platz im Stall zur Verfügung
stehen, damit sich die Schweinchen etwas warm laufen können.
Die Schweinchen sind zwar nicht sehr kälteempfindlich, wenn
sie rechtzeitig im Jahr an die Außenhaltung gewöhnt
wurden, aber große Temperaturstürze sind für Meerschweinchen
sehr unangenehm.
8.
Meerschweinchen vertragen zwar trockene Kälte ohne Zugluft
recht gut, wenn sie an Außenhaltung gewöhnt sind, aber
Feuchtigkeit macht ihnen zu schaffen. Meerschweinchen tolerieren
deutliche Minusgrade, wenn sich keine Nässe bildet.
Deshalb ist es wichtig, den Stall nicht mit Folie dicht zu schließen,
sondern einseitig mit 3-5 mm dickem Filz auszukleiden. Es muss
unbedingt eine leichte Luftzirkulation (keine Zugluft!) gewährleistet
sein, da die Schweinchen mit der Atemluft, dem Urin oder am Fell
hängenden Schnee Feuchtigkeit in die Boxen bringen.
In die Stallboxen oder Schutzhütten muss man noch zusätzliche
Holzhütten (Haus im Haus) aus mindestens 20 mm dickem Holz
stellen. Freiräume kann man zusätzlich dick mit Stroh
füllen.
Das Innere des Freigeheges sollte vor Regen und Schnee geschützt
sein, damit die Tiere nicht nass werden oder im Schlamm herumlaufen
müssen. Dazu muss auch der Boden artgerecht ausgelegt sein.
Hier gehen die Möglichkeiten von Steinböden (Kies) über
Rindenmulch bis zu Stroh - dies ist gerade im Winter für
die Schweinchen sehr gut, da es dick eingestreut gleichzeitig
Unterschlupf bietet und wärmt. Außerdem ist es leicht
zu erneuern.
9.
Auch Meerschweinchen in Außenhaltung müssen regelmäßig
ausgemistet werden! Besonders im Winter ist das überlebensnotwendig,
da sich sonst zu viel Feuchtigkeit in der Schutzhütte ansammelt.
Der Stall (Schutzhütte) wird genauso gemistet wie bei Innenhaltung.
Beim Rest des Geheges ist es abhängig vom Bodenuntergrund,
den man in Verwendung hat. So werden Stroh und Rindenmulch vollständig
gewechselt, wenn der Boden verdreckt ist. Kies muss sehr lange
nicht ausgetauscht werden, weil die Kotbällchen zwischendurch
fallen - wenn ein Wechsel notwendig wird, ist er aber aufwändig.
Außenhaltung
im Winter
Die
wichtigste Voraussetzung für den Winter ist, dass die Schweinchen
die ersten kalten Nächte nach dem Sommer schon draußen
verbringen. In dieser Zeit wächst ihnen die warme Unterwolle
im Fell, die sie im Winter brauchen.
Wenn die Schweinchen aber während der kalten Jahreszeit nur
ein oder zwei Tage im Warmen waren, dürfen sie nicht mehr
hinausgesetzt werden!
Man sollte Würfe in der kalten Jahreszeit möglichst
vermeiden, da die frisch geborenen Babys nass sind. Falls sie
umherirren oder die Mutter sie nicht sofort annimmt, erfrieren
sie sehr schnell.
Wichtig ist auch, Meerschweinchen in der kalten Jahreszeit nicht
zu baden und dann wieder hinaus zu setzen.
Gruppenerweiterungen
sind in der kalten Jahreszeit nur mit Tieren möglich, die
an Außenhaltung gewöhnt sind.
Um
sich im Winter draußen wohl zu fühlen, brauchen Meerschweinchen
eine energiereiche Nahrung nach dem Prinzip "lieber ein wenig
zu viel und zu fett". Neben ihrem "Normalfutter"
und viel vitaminreicher Kost empfiehlt es sich, zusätzlich
getreidefreies Trockenfutter, Futterrüben, Rote Bete, Karotten
und ähnliches zu füttern. Saftfutter wird mehrmals am
Tag in kleinen Mengen verfüttert, die innerhalb von wenigen
Minuten aufgefressen werden.
Wasser wird am besten mittels einer Wasserflasche in der Schutzhütte
zur Verfügung gestellt. Die Flasche wird mehrmals täglich
mit warmem Wasser gefüllt. Normalerweise decken Meerschweinchen
im Winter ihren Flüssigkeitsbedarf aber ohnehin mit dem aufgenommenen
Saftfutter.
Wie
schon oben geschrieben, tolerieren Meerschweinchen deutliche Minusgrade.
Wetterstürze kommen meistens nicht überraschend, sondern
werden schon ein paar Tage vorher angekündigt. Bei sehr tiefen
Temperaturen kann man die Schutzhütten zusätzlich in
Strohballen einbetten, dicke Decken oder Styropor drauf legen
und in die Hütten Wärmeflaschen, Wärmekissen etc.
geben.
Ganz wichtig ist, nicht mit Wärme- und Rotlichtlampen zu
arbeiten, denn diese sind sehr gefährlich und haben auch
bei richtiger Verwendung schon viele Brände in Verbindung
mit Heu, Einstreu und Stroh verursacht!
In Gegenden, in denen es oft und länger anhaltend kälter
ist, muss man beim Bau schon dauerhaft mehr gegen Kälte vorbauen,
z. B. durch noch dichtere und dickere Schutzhütten etc.
Wenn
es den Schweinchen gut geht, laufen sie sogar gern im hereingewehten
Schnee umher und legen sich Trampelpfade an.
Außenhaltung
im Sommer
Über die Außenhaltung in der warmen Jahreszeit gibt
es nicht sehr viel mehr zu sagen. Das Gehege darf keinesfalls
der Sonne ausgesetzt sein, sondern muss an einem schattigen Platz
positioniert sein. Eine flache Schale mit Wasser nutzen die Schweinchen
bei großer Hitze gern für eine Abkühlung, indem
sie sich den Bauch nass machen.
Halbjährige
Außenhaltung
Wenn Sie sich nicht dazu entschließen, Ihre Meerschweinchen
das ganze Jahr über in Außenhaltung zu halten, ist
die halbjährige Außenhaltung eine Alternative zur Innenhaltung.
Die Tiere können ca. von Mai bis Oktober draußen gehalten
werden, je nach Witterungsbedingungen. Die Voraussetzungen an
das Gehege sind analog zu den Voraussetzungen bei ganzjähriger
Außenhaltung.
Weitere
Fotobeispiele zur Außenhaltung finden Sie hier.
Links
zum Thema Außenhaltung:
www.schweineban.de
www.aussie-elly.ch
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