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Protokoll
einer Vergesellschaftung
Vergesellschaftung von einem erwachsenen Weibchen zu einem Pärchen
von Marion Reich
Nach
Merlins Tod wird der Versuch unternommen, "sein" Weibchen
Freja (etwa 3 Jahre alt, seit etwas mehr als 2 Jahren nur mit
Merlin gehalten) mit Benji und Lea zu vergesellschaften. Benji
ist etwa 2,5 Jahre alt, Lea etwas mehr als 1,5 Jahre, beide sind
seit knapp 1,5 Jahren ein Paar.
Wie
zu erwarten ist, geht die Vergesellschaftung alles andere als
reibungslos über die Bühne. Es kann schwierig sein,
ein erwachsenes Weibchen zu einem Paar zu gesellen, weil die Rangordnungsstreitereien
zwischen den Weibchen leicht eskalieren und Meerschweinchenweibchen
schnell entscheiden, welches andere Weibchen sie einfach nicht
riechen können. Außerdem, wer teilt schon gern sein
Männchen und wird statt des einzigen Weibchens plötzlich
Teil eines Harems? ;-)
Durch richtiges Management kann man zwar einiges erreichen, aber
die soziale Kompetenz - besonders die des beteiligten Männchens
- gibt den Ausschlag, ob eine solche Vergesellschftung dauerhaft
von Erfolg gekrönt ist. Zum Glück hat sich Benji als
sozial kompetentes Böckchen herausgestellt.
Tag
1 |
Merlin
muss eingeschläfert werden. Freja bleibt allein zurück.
Benji und Lea übersiedeln mit ihrem Käfig ins Wohnzimmer.
Der Käfig wird Gitter an Gitter zu Frejas Käfig
aufgestellt. |
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Tag
2 |
Freja
wird für einige Zeit in den Käfig von Lea und Benji
gesetzt und umgekehrt. |
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Tag
3 |
keine
Zeit für Vergesellschaftungsversuche |
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Tag
4 |
1.
Versuch der Vergesellschaftung auf möglichst neutralem
Boden für Freja: Zusammenführung im Zimmerfreilauf
(siehe Foto)
Der Freilauf wird mit neutralen Unterschlupfmöglichkeiten
bestückt.
Freja
macht sofort Jagd auf Lea, in weiterer Folge auch auf Benji,
der Versuch wird nach etwa 20 Minuten wieder abgebrochen.
Kurze
Abkühlpause
2.
Anlauf: Benji wird am Schoß neben Freja gehalten und
beide werden abwechselnd mit derselben Hand gestreichelt,
bis sie sich beruhigt haben.
Am
Abend ein weiterer Versuch mit Freja und Lea am Schoß,
sofortige Beißerei
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Tag
5 |
Noch
ein Versuch, sobald Freja in die Nähe von Lea und Benji
gebracht wird, massives Zähneklappern und Fluchtversuch
von Benji und Lea weg.
Pause
zum Abkühlen
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Tag
6 |
Das
Wohnzimmer wird in zwei Bereiche für den Zimmerfreilauf
geteilt. Die Käfige bleiben Gitter an Gitter stehen,
keine weiteren Vergesellschaftungsversuche. |
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Tag
7 |
1.
Kontakt von Freja und Benji durch das Gitter während
des Freilaufs im Zimmer. Zunächst reagiert Freja mit
massivem Zähneklappern auf Benjis Werbeverhalten, aber
es kommt erstmals zu einer Beruhigung der Situation. Freja
stellt Zähneklappern ein und lässt Benji balzen.
Anschließend scheucht Benji Lea durch die Gegend. |
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Tag
8 |
Wieder
Kontakt durch das Gitter im Zimmerfreilauf, kein direkter
Kontakt |
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Tag
9,
Tag 10 |
keine
Zeit für Vergesellschaftungsversuche |
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Tag
11 |
2.
Anlauf im Zimmerfreilauf, diesmal mit 2 getrennten Bereichen
(siehe Foto)
Benji und Lea bzw. Freja sind für etwa 2 Stunden im jeweiligen
Abteil, dann Pause zum Ausruhen in den Käfigen.
Am
Abend wird der Aufenthalt im Zimmerfreilauf wiederholt,
diesmal mit getauschten Abteilen. Freja zeigt zunehmend
weniger aggressives Verhalten und zunehmend mehr Interesse
an Benji. Anschließend wieder in die Käfige retour.
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Tag
12 |
Freja
ist brünstig und zeigt im Käfig erstmals echtes
Interesse daran, zu Benji zu gelangen. Die Tiere kommen wieder
in den Freilauf, die erste Viertel Stunde etwa wieder in die
getrennten Abteile. Dann wird das trennende Gitter entfernt.
Benji beginnt sofort, Freja zu bespringen. Lea steht der Angelegenheit
mit sehr gemischten Gefühlen gegenüber. Jedes Mal,
wenn es zu Auseinandersetzungen zwischen Freja und Lea kommt,
geht Benji dazwischen.
Alle
bleiben etwa 6 bis 7 Stunden im gemeinsamen Zimmerfreilauf.
Anschließend wird die Gruppe in den neuen Käfig
übersiedelt.
Die
erste Zeit im Käfig verläuft erstaunlich ruhig,
es kommt zu keinen Kampfhandlungen mehr. Die beiden Weibchen
sind aber nicht übermäßig begeistert von
der Anwesenheit des anderen. Benji bleibt weiter im Einsatz,
um seine Weibchen zu beruhigen bzw. Auseinandersetzungen
zu unterbrechen. Zeitweise heftiges Zähneklappern zwischen
ihm und Lea.
Im
Lauf des Abends beginnt Lea Freja immer mehr auszugrenzen
bzw. aus dem großen Käfig zu verjagen. Freja
hält sich hauptsächlich im kleineren Käfig
oder im abgegrenzten Bereich auf - sie beginnt sich unter
der Rampe im kleinen Käfig zu "verstecken"
und macht auch Lea klar, dass das ihr Bereich ist.
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Tag
13 |
Benji,
Lea und Freja haben mittlerweile den ersten gemeinsamen Tag
hinter sich gebracht, es herrscht angespannte Ruhe, zeitweise
unterbrochen durch Zähneklappern. Benji ist nach wie
vor um Beruhigung bemüht. Nachdem die Lage zwischen Lea
und Freja eher schlechter wird, fällt die Entscheidung,
ein junges Meerschweinchenweibchen dazuzunehmen, um die gespannte
Situation etwas zu entschärfen: Georgina.
Zunächst
wird ein kleiner Käfig angestellt, damit sie sich nach
dem Transport ein bisschen erholen kann. Nach ein paar Stunden
wird sie in ein Kuschelnest in den abgegrenzten Bereich
gesetzt. Benji und Freja werden wiederholt in den Bereich
gesetzt, zunächst scheinen sie Georgie gar nicht wahrzunehmen.
Schließlich merkt Benji, dass noch ein Weibchen anwesend
ist und fängt an, sie heftig zu bebalzen, was aber
nicht auf große Gegenliebe stößt. Lea kommt
in den Bereich, schnüffelt kurz an Georgie und geht
wieder. Nach einigen Versuchen wird endlich auch Freja auf
Georgie aufmerksam, etwas längeres Beschnuppern, auch
sie geht wieder.
Schließlich
folgt Georgie Benji in den großen Käfig - Lea
und Freja wirken zwar ein bisschen verwirrt, aber sie zeigen
keine Aggression gegen Georgie - und auch Leas Aggression
gegen Freja flaut etwas ab.
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Tag
14,
Tag 15 |
Alle
vier Meerschweinchen sind eine Gruppe, die Stimmung ist zwar
zeitweise gespannt, wird aber im Laufe der nächsten Tage
schrittweise etwas besser. Zeitweise flammen noch Streitereien
auf, Benji geht immer wieder dazwischen, geht auch manchmal
scheinbar unbegründet auf Lea los. Lea und Freja gehen
einander soweit wie möglich aus dem Weg, fressen aber
zeitweise auch schon halbwegs friedlich Seite an Seite. |
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einige
Wochen später |
Und
kurz noch ein Resümee nach ein paar Wochen der gemeinsamen
Haltung. Zeitweise war der Weg ein bisschen steinig, besonders
dann, wenn bei den Damen der Hormonhaushalt ein bisschen verrückt
gespielt hat - aber sie sind zu einer durchaus harmonischen
Gruppen zusammengewachsen, in der es nicht mehr als den üblichen
Streit von Zeit zu Zeit gibt - und da sind auch nicht immer
nur Freja und Lea beteiligt, sondern genauso Georgie und Nui,
die ein paar Tage nach Georgie eingezogen ist. Und Freja und
Lea schlafen sogar zeitweise Schnauze an Schnauze oder fressen
gemeinsam Seite an Seite. :-)) |
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